Fast zwei Jahre nach dem Tod des Mannes - Trauern, aber auch leben.
Bericht einer Betroffenen
In einem englischsprachigen Online-Artikel des "Guardian" berichtet Margaret McNally von Ihren Erfahrungen nach dem Tod ihres Mannes fast zwei Jahre zuvor - darüber, wie sie ihre Trauer, aber auch den Wunsch nach Leben zu vereinen sucht. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung in deutscher Sprache:
Es ist viele Jahre her, dass ihr ein Mann in einer Bar einen Drink spendiert hatte. Normalerweise geht sie nicht in Bars - und der einzige Mann, der ihr seit 25 Jahren einen Drink spendiert hat, war ihr Ehemann. Doch als sie ein Mann zu einem Drink einlud, sagte sie zu ihrer eigenen Überraschung zu. Wenige Augenblicke zuvor hatte sie ihm in einem kurzen Gespräch erzählt, dass ihr Mann vor 19 Monaten gestorben war.
Als sie an der Bar saßen, fragte der Fremde, ob sie schon aus ihrem Kummer wieder „aufgetaucht“ sei. Sie kann mich nicht erinnern, dass ihre Trauerberaterin oder ihre klinische Psychologin das jemals gefragt hätten. Meistens fragen die Leute nur oberflächlich "Wie geht es Ihnen?" Eine Frage, die oft auf ein "Mir geht es gut" hinausläuft, auch wenn es nicht so ist. Die Menschen meinen es gut, aber sie wissen oft nicht, was sie den Hinterbliebenen sagen sollen. Viele sagen gar nichts. Sie wollen, dass es den Trauernden gut geht. Sie fürchten sich davor zu erfahren, wie es ihnen wirklich geht. Sie möchten sich nicht mit der Trauer "anstecken". Trauer ist unangenehm, für jeden Menschen. Die unerwartete Frage des Fremden verlangte jedoch eine Antwort. Margaret McNally antwortete, dass sie noch trauerte. Nach dem Gespräch bei einem Glas Wein verabschiedeten sich beide, aber die Frage des Mannes Frage beschäftigte sie hartnäckig. Ist sie immer noch von Kummer geplagt?
Fast zwei Jahre nach dem Verlust ihres Mannes ist der Verlust noch frisch. Sie weiß, dass Trauer zwar universell, aber auch individuell ist und keinen Zeitplan hat. Trauernden durchlaufen keine Phasen. Die fünfeinhalb Jahre, die sie ihren Mann gepflegt und auch schon getrauert hat, trugen nicht dazu bei, die "tatsächliche" Trauer zu lindern, als er starb. Sie hatte gehört, dass der "Trauer-Tsunami" schließlich zu Wellen wird, deren Intensität und Häufigkeit mit der Zeit abnimmt, aber es dauerte alles so lange. Und sie habe ja noch den Rest meines Lebens vor sich. Eine leichte Verbesserung trat ein, als das "Jahr der ersten Male" vorbei war: Geburtstage, Jahrestage, viele andere Gedenktage. Es wird allgemein angenommen, dass die ersten 12 Monate die schlimmsten sind, aber das zweite Jahr ist in der Regel noch schwieriger. Sie ist sich sicher, im ersten Jahr ist es die anfängliche Betäubung, die uns schützt und die nur zulässt, was wir verkraften können. Sie dosiert unseren Kummer. Die Betäubung lässt aber im zweiten Jahr nach, dann werden wir uns der Realität unserer Lage bewusst.
Und doch ... es gibt es: ein neues, anderes Leben.
Während sie aktiv trauert, lebt sie auch aktiv. Sie macht neue Erfahrungen: Chor, Tanzen. Arbeit, mehr Yoga, mehr Reisen. Ihre sozialen Kontakte sind viel mehr geworden. Sie trifft sich mit Freunden und Freundinnen, wie zum Beispiel in dieser Bar.
Erinnerungen an ihr Leben davor gibt es viele. Wenn die Trauer wiederaufkommt, dann trauert sie. Sie kann ihr nicht entrinnen. Trauer muss sein. Die Trauer hält an, weil unsere Liebe anhält. Tränen fließen über den Verlust und die gemeinsamen Erinnerungen. Das ist in Ordnung. Trauer ist fließend. Die Wellen stürmen weiter auf Margaret McNally ein, aber sie begraben sie nicht mehr. Sie geht nicht mehr unter. Sie lernt vielmehr, auf ihnen zu reiten und lässt sich langsam von ihnen wieder ins Leben tragen. In der Hoffnung, dass sich daraus Möglichkeiten ergeben. Ja, sie taucht wieder auf.
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