Verlust, Trauer und Medienpräsenz

Wann immer auf der Welt Tragisches passiert, wenn zum Beispiel Anschläge verübt werden, Naturkatastrophen eintreten, berichten die Medien darüber. Die Berichterstattung kann dabei sensationslüsternd aufgemacht sein und beinhaltet nicht selten auch erschreckende Bilder, wie etwa große Blutlachen oder verstümmelte Körper. Durch die neuen technologischen Errungenschaften wie zum Beispiel Smartphones oder die sozialen Medien können diese Bilder und Berichte 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche angesehen werden. Manchmal finden auch Live-Berichterstattungen statt, wodurch es vorkommen kann, dass angsteinflößende Berichte und erschreckende Bilder ungefiltert bei den Zuschauern ankommen. In der Medienlandschaft ist die Konkurrenz groß und es scheint eine Strategie zu sein, Leser mit besonders spektakulären Bildern und Berichten ködern zu wollen. Doch das hat seinen Preis. So können lokale Krisensituationen durch die Berichterstattung weltweit Auswirkungen haben. Wer beispielsweise nach dem Anschlag auf den Boston Marathon über einen größeren Zeitraum täglich 6 Stunden und länger der Berichterstattung gefolgt ist, zeigte mehr akute Stressreaktionen als Personen, die bei dem Anschlag direkt vor Ort waren.

Beim Boston Marathon sowie bei anderen tragischen Geschehen sind Menschen gestorben. Die Hinterbliebenen haben ein erhöhtes Risiko an einer Angststörung, Posttraumatischen Belastungsstörung, Depression oder Komplizierten Trauer zu erkranken. Die Berichterstattung in den Medien kann dabei zu einer zusätzlichen Belastung für die Trauernden werden und das Auftreten einer Komplizierten Trauer wahrscheinlicher machen. Zwei Faktoren scheinen dabei eine große Rolle zu spielen. Zum einen kommt es darauf an, wie sehr Betroffene der Berichterstattung ausgesetzt sind oder sich dieser aussetzen. Zum anderen spielt es eine Rolle, wie in den Medien über die Krisen berichtet wird, zum Beispiel ob sie sich einer neutralen Wortwahl bedienen und auf angsteinflößende Bilder verzichten.

Doch nicht nur auf die Gesundheit von Hinterbliebenen hat die Medienberichterstattung einen Einfluss. Eine sensationslüsternde Berichterstattung über Krisensituationen kann auch in der Allgemeinbevölkerung zu erhöhtem Stress und somit zu gesundheitlichen Problemen führen, insbesondere bei Kindern. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, wenn die Medienverantwortlichen ihrer ethischen Verantwortung bei der Berichterstattung nachkommen. Wann immer sie dies nicht tun, ist es für Trauernde, aber auch die allgemeine Bevölkerung wichtig, sich selbst und die Kinder zu schützen, indem sie den Nachrichtenkonsum soweit einschränken, dass er weder sie selbst noch die Kinder belastet.