Wie wirksam sind Angebote der Trauerversorgung?
In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche zum Teil sehr unterschiedliche Beratungs-, Begleitungs- und Therapieangebote speziell für Trauernde entstanden. Mittlerweile gibt es eine größere Zahl wissenschaftlicher Untersuchungen, die sich die Frage stellten, ob die institutionalisierten Angebote der Trauerbegleitung und Trauerberatung wirklich helfen. Um die Wirkung zu messen wurden die Betroffenen in der Regel gebeten, zu verschiedenen Zeitpunkten vor und nach einem zeitlich begrenzten Beratungsangebot mit Hilfe von Fragebögen Auskunft über ihr psychisches Befinden zu geben. Als wirksam gilt im Sinne dieser Untersuchungen ein Beratungsangebot dann, wenn es den Teilnehmern danach im Durchschnitt besser geht, als einer vergleichbaren Gruppe, die nicht an diesem Angebot teilgenommen hat.
Dabei zeichnet sich über viele Einzelstudien hinweg es recht klares Muster ab:
- Angebote, die sich unspezifisch an alle Trauernden richten (primäre Prävention): Hier konnten die Studien keine Wirkung nachweisen, d.h. den Betroffenen ging es nach Abschluss des Beratungsprogramms im Durchschnitt nicht besser. In manchen Studien ging es den Teilnehmern im Durchschnitt sogar schlechter als der Vergleichsgruppe.
- Angebote, die sich nur an Trauerde richten, bei denen Risikofaktoren für die Entwicklung von komplizierter Trauer vorliegen (zum Beispiel hohe psychische Belastung, traumatische Verluste, zusätzliche kritische Lebensereignisse, Tod eines Kindes) (sekundäre Prävention): Hier finden sich nur geringe Effekte und diese sind zudem oft nur von vorübergehender Wirkung.
- Angebote, die sich nur an Trauernde richten, die bereits Anzeichen einer komplizierten Trauer entwickelt haben (tertiäre Prävention): Hier lassen sich zwar nicht sehr ausgeprägte, jedoch anhaltende positive Effekte verschiedener trauerspezifischer, insbesondere therapeutischer Programme feststellen.
- Angebote, die sich an trauernde Kinder und Jugendliche richten: hier gibt es erst wenige Studien. Die bisherigen Ergebnisse lassen jedoch vermuten, dass ähnlich wie bei den Erwachsenen, die Wirkung um so positiver ausfällt, je stärker die Kinder und Jugendlichen belastet sind, wobei hier jedoch auch unspezifische Angebote wirksam sein können.
Fazit
Die Ergebnisse der internationalen Trauerforschung geben erste Antworten auf die Frage nach der Wirksamkeit von Angeboten der Trauerversorgung. Gleichzeitig bleiben viele Fragen offen, die einerseits das Vorgehen der Forschenden betreffen, andererseits aber auch die Fragen, die gestellt werden. Hier zeichnet sich ab, dass es wichtig ist, differenziert zu fragen. Statt der generellen Frage, ob etwa Trauerbegleitung hilft, sollte genauer überlegt werden: welche Angebote sind zu welcher Zeit für welche Trauernden hilfreich?
Quellen: Schut, H.; Stroebe, M., van den Bout, J. & Terhegen, M. (2001). The Efficacy of Bereavement Interventions: Determining who Benefits. In Stroebe, M., Hansson, O., Stroebe W. & Schut, H. (Hrsg). Handbook of Bereavement Research - Consequences, Coping, and Care. S. 705 - 737. Washington DC: American Psychological Association. Rosner, R.; Kruse, J. & Hagl. M. (2010). A Meta-Analysis of Interventions for Bereaved Children und Adolescents. In Death Studies, 34, 99-136.