Heute überholt: Modelle der Trauerphasen

In der Wissenschaft herrscht seit langem die Auffassung vor, dass Trauer prozesshaft verläuft. Schon früh haben Forscher versucht, Struktur in den Trauerprozess zu bringen. In einem ersten Versuch sind dabei sogenannte Phasenmodelle der Trauer entstanden. Die zahlreichen Phasenmodelle unterscheiden sich im Wesentlichen in der Anzahl und der Bezeichnung der unterschiedlichen Phasen. So sprechen einige Wissenschaftler von drei, andere von vier, fünf oder sieben Phasen. Gemeinsam ist allen eine erste Phase, die von den Theoretikern unterschiedlich bezeichnet wird, zum Beispiel als Schock (Fulcomer), Vermeidung (Rando) oder als Nicht-Wahrhaben-Wollen (Kast). Gemeinsam ist allen aber auch eine sogenannte abschließende Phase, zum Beispiel bezeichnet als Phase der Wiederherstellung, Genesung (Bowlby). Dazwischen werden von den Theoretikern unterschiedliche Phasen genannt, die verschiedenste Bezeichnungen tragen, zum Beispiel Phase der Sehnsucht oder Phase des Rückzugs.


Phasenmodelle in der Kritik

Phasenmodelle werden von der Wissenschaft sehr kritisch gesehen. So können sie zum Beispiel falsche Erwartungen hinsichtlich des Verlaufs von Trauer auslösen, die Betroffenen zusätzliche Probleme bereiten können. Weiterhin gibt es empirisch keine gesicherten Belege dafür, dass es einen Phasenverlauf in der Trauer gibt. Auch gehen viele Phasenmodelle implizit von einem Abschluss der Trauer aus, was heute stark angezweifelt wird. Phasenmodelle sind theoretische Konstrukte, mit Hilfe derer Wissenschaftler versucht haben, Trauer zu beschreiben und zu strukturieren.