Partnerverlust

Der Tod des Partners/der Partnerin gehört zu den einschneidendsten Lebenserfahrungen, die Menschen machen können. Diese Erfahrung wird für viele Personen, die in einer Beziehung leben, aber unumgänglich sein. Gleichzeitig stellt diese Verlusterfahrung innerhalb der Trauerforschung das Gebiet dar, welches bisher am besten untersucht ist.

Der Verlust des Partners/der Partnerin kommt bei Erwachsenen in jeder Altersgruppe vor. Er wird aber mit zunehmendem Alter wahrscheinlicher und betrifft überwiegend Frauen, weil deren durchschnittliche Lebenserwartung höher ist als die der Männer. Stirbt der Partner/die Partnerin, fehlt die Person in vielerlei Hinsicht, zum Beispiel als Vertrauensperson, als Sexualpartner*in, als Ernährer*in der Familie, als Unterstützer*in bei der Erledigung alltäglicher Aufgaben, als Organisator*in familiärer Angelegenheiten und Begleiter*in bei sozialen Anlässen. Die Reaktionen, die die Hinterbliebenen zeigen, sind vielfältig und reichen beispielsweise von tiefer Traurigkeit und Sehnsucht über körperliche Beschwerden, Sinnlosigkeit bis hin zu sozialem Rückzug. Die Reaktionen variieren dabei in ihrer Intensität und Dauer sehr stark von Mensch zu Mensch. Zudem dauern sie meist länger an, als die Betroffenen selbst und das soziale Umfeld meinen. Wie auch bei anderen Verlusten gibt es zahlreiche Einflussfaktoren, die auf das Trauererleben einwirken, wie etwa Geschlecht, Alter, Todesumstände, finanzielle Situation, Art der Beziehung und soziales Umfeld.

Die Anpassung an die neue Lebenssituation stellt für viele jüngere wie auch für viele ältere Menschen eine Herausforderung dar. So fühlt sich etwa ein Teil der jüngeren Männer nach dem Tod der Frau durch die Doppelbelastung als alleinerziehender Vater und alleiniger Ernährer der Familie herausgefordert, während einige junge Frauen den Wunsch nach einer Familie aufschieben oder aufgeben müssen und dadurch belastet sind. Vielen älteren Personen wiederum machen vor allem Einsamkeit und die mit dem Alter zunehmenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu schaffen. Sie müssen sich sehr anstrengen, um ihre Selbstständigkeit zurückzuerlangen und ihre Unabhängigkeit zu bewahren und haben Schwierigkeiten damit, um Hilfe zu bitten.

Im schlimmsten Falle können Verluste Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen zur Folge haben. Viel Aufmerksamkeit wurde jedoch dem sogenannten Broken-Heart-Syndrom gewidmet. So zeigen Studien, die vor allem unter Witwen und Witwern durchgeführt wurden, dass der verlustbedingte Stress zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen des Herzens und dadurch zu einer erhöhten Sterblichkeit führen kann. Dies gilt insbesondere für Männer, wobei auch Frauen von dem Phänomen betroffen sind. Es tritt meist innerhalb des ersten Jahres auf. Die einzelnen Ursachen, die zum Auftreten des Broken-Heart-Syndroms führen und das Zusammenwirken der Faktoren müssen allerdings noch weiter erforscht werden.

Der Verlust des Partners/der Partnerin ist ein Lebensereignis, das nicht zu unterschätzen ist. Es kann zu gesundheitlichen Problemen oder problematischen Trauerverläufen führen. Dennoch ist das Auftreten zahlreicher resilienter Trauerverläufe ebenso wahrscheinlich, das heißt, viele Hinterbliebene schaffen es, ihre Funktionsfähigkeit im Alltag zu erhalten und sich an die veränderten Lebensbedingungen anzupassen. Wünschenswert wäre allerdings, dass alle Betroffenen vor allem durch ihr soziales Umfeld langfristig unterstützt werden, denn dies scheint bei der Anpassung an die neue Lebenssituation ein sehr hilfreicher Faktor zu sein.