Über das Fortdauern der Bindung zum Verstorbenen - Continuing Bonds (CB)

Phasenmodelle gehen oftmals implizit von einem Abschluss bzw. einer Auflösung der Trauer aus. Dadurch sollen neue Beziehungen und Bindungen möglich werden. Aus dieser Sicht wäre es eher bedenklich, Gespräche mit dem Verstorbenen zu führen oder spontan seine Nähe zu spüren.

Neuere theoretische Positionen gehen davon aus, dass die Beziehung zu der verstorbenen Person weiterbestehen kann, ohne dass dies ein Zeichen für eine nicht bewältigte Trauer ist. Diese Auffassung scheint der Realität von vielen Hinterbliebenen sehr nah zu sein. Sie wollen oder können die Bindung zur verstorbenen Person nicht aufgeben. So berichten einige Hinterbliebene oftmals von bewussten oder spontanen Kontaktaufnahmen mit Verstorbenen, die sie als tröstend empfinden. Die Beziehung wird in veränderter, oft symbolischer Weise aufrechterhalten. Der Verstorbene ist physisch nicht mehr präsent, es wird aber zum Beispiel eine innere Verbindung mit ihm aufrechterhalten. Das schließt eine Anpassung an die neuen Lebensumstände nicht aus. Dafür müssen eventuell alte Rituale aufgelöst werden (zum Beispiel den Frühstückstisch für ihn zu decken). Grundsätzlich kann aber die Bindung in veränderter Form an eine verstorbene Person weiterbestehen. Die Aufgabe besteht darin, den realen Verlust zu akzeptieren und in die eigene Lebenswelt zu integrieren.