Trauerberatung für pflegende Angehörige von Demenzerkrankten

Bedarf wird oft unterschätzt

Köpfe von Statuen von Mann und Frau aus grauem Stein, traurig nach unten blickend

Internationale Studien zeigen, dass die meisten Menschen den Verlust einer Bezugsperson mithilfe ihres sozialen Netzwerkes bewältigen können. Nur rund 10 bis 12 Prozent der Menschen benötigen professionelle Unterstützung durch Psychotherapeut:innen. Eine aktuelle Studie von Kirsten Moore und Kolleg:innen zeigt jedoch, dass 30 Prozent der Angehörigen, die eine an Demenz erkrankte Person betreuen, Bedarf an professioneller trauerspezifischer Unterstützung haben. Was pflegende Angehörige erleben nennt sich "pre death grief". Das heißt, bei pflegenden Angehörigen kann der Trauerprozess schon während der Erkrankungsphase beginnen, weil etwa die erkrankte Person starke Wesensveränderungen zeigt. Dies ist z.B. bei Demenzerkrankungen der Fall.

Die Autor:innen der Studie erklären, dass "pflegende Angehörige eine Vielzahl von Emotionen (z.B. Wut, Sehnsucht) erleben, die im Verlauf der Demenzerkrankung, von der Diagnose bis zum Lebensende, zu- und abnehmen können". "Unsere Untersuchung zeigt", so die Studienleiterin Kirsten Moore, "dass 78 Prozent der Personen, die eine:n Demenzkranke:n betreuen, vor dem Tod trauern. Die Teilnehmer:innen hatten Schwierigkeiten jemanden zu finden, mit dem sie sich austauschen können. Einige Betroffene fanden es problematisch, trauerspezifische Angebote anzunehmen, weil die nahestehende Person noch lebt."

Deborah Padget, 61, hat ihre an Demenz erkrankte Mutter gepflegt. Sie meint: "Die Trauer, die ich vor dem Tod meiner Mutter erlebte, war so anders als die, die ich danach erlebte. Ich fühlte mich so unvorbereitet. Rückblickend hätte ich versuchen sollen, die Hand auszustrecken, aber wenn man sich um jemanden kümmert, muss man ermutigt werden, sich Unterstützung zu holen. Es muss eine Struktur vorhanden sein, die einem den Weg zu der Unterstützung weist, die man braucht. Nach dem Tod meiner Mutter war ich so überwältigt und fühlte mich so verloren und allein. Mit ein bisschen mehr Unterstützung vor dem Tod meiner Mutter wäre ich vielleicht ein bisschen besser zurechtgekommen."

Die Autor:innen der Studie regen dringend dazu an, die trauerspezifischen Angebote auszubauen, denn die Zahl der Menschen, die unter einer Alzheimererkrankung leiden werden, nimmt mit der alternden Bevölkerung zu.

Den Originalartikel finden Sie unter:

medicalxpress.com/news/2023-06-formal-bereavement-dementia-largely-underestimated.html

Die Studie finden Sie unter:

onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/gps.5867