Manchmal ergibt Trauer einfach keinen Sinn

Oft ist sie eigenartig und nur schwer zu verstehen

Frau fasst sich an die Stirn und bedeckt ihre Augen

Der Tod eines Menschen, das Ende einer Partnerschaft, Scheidung, der Abbruch einer Schwangerschaft, das Verschwinden eines Haustieres und viele weitere Verluste können Trauer auslösen. Betroffene versuchen häufig, einen erlittenen Verlust für sich sinnhaft einzuordnen.

Trauer ist eigenartig und schwer zu verstehen. Es gibt keine Schablone für die Verarbeitung von Verlusten, da jede Verlustsituation einzigartig ist, so erklärt es die klinische Psychologin Mary C. Lami, Autorin des hier wiedergegebenen Artikels im Portal www.psychologytoday.com. So sind etwa die Erinnerungen an die verstorbene Person, oder auch wer oder was verloren wurde, unsere Beziehung zu dieser Person oder Sache unverwechselbar.

Normalerweise hilft das Erinnern, uns zu schützen, wenn wir mit widrigen Umständen konfrontiert sind. Doch scheinen in Verlustsituationen diese kognitiven und emotionalen Prozesse, die normalerweise für Stabilität sorgen, nur unzureichend zu funktionieren. In den ersten Wochen oder Monaten nach einem Verlust kann die Denkfähigkeit beeinträchtigt sein. Dies kann sich in Form von Ablenkbarkeit, Verwirrung, Vergesslichkeit und einem Mangel an Klarheit äußern. Auch können Gedanken zu aufdringlichen Bildern, Grübeleien oder Konzentrationsschwierigkeiten führen, die keinen Sinn zu ergeben scheinen. Dabei können aufdringliche Bilder lebhaft, anhaltend, schwerer zu kontrollieren und von intensiven Gefühlen begleitet sein, aber auch Ängste auslösen. Sie tauchen eher auf, wenn unsere Aufmerksamkeit nicht aktiv auf etwas ausgerichtet ist.

Dennoch sind Menschen in der Lage, Neues zu erlernen. Wir können lernen, Erinnerungen, Situationen, Ereignisse neu zu interpretieren. Damit können wir uns in die Lage versetzen, anders darüber zu denken. So können wir etwa lernen, eine neue, andere Verbindung zur verstorbenen Person oder zur verlorenen Sache aufzubauen. Wenn eine Person zum Beispiel glaubt, dass die Tote auf sie aufpasst, deutet die Person den Verlust in etwas für sie Hilfereiches um. Das Denken hilft uns, diese Wege zu finden.

Vielleicht ist der bewusste Versuch, dem Verlust einen Sinn zu geben, eine kognitive Verzerrung. Sie vernachlässigt, dass wir uns stetig verändern. Vielleicht macht es mehr Sinn, sich zu fragen, wie wir dem Leben nach dem Verlust einen Sinn abgewinnen können.

Nach dem Tod einer Bezugsperson neigen wir dazu, die Bedeutung der Person, die gestorben ist, zu verstärken. Doch der Sinn unseres Lebens wird nicht von einer einzigen Person bestimmt, und es wäre vielleicht sogar unfair, jemandem diese Verantwortung aufzubürden. Die Herausforderung für uns alle besteht also nicht so sehr darin, den Sinn in unserem Verlust zu finden, sondern den Sinn in unserem Leben ohne diese Person zu entdecken oder wiederzuentdecken.

Den Originalartikel finden Sie unter:

https://www.psychologytoday.com/intl/blog/intense-emotions-and-strong-feelings/202308/why-grief-related-experiences-can-seem-illogical