Trauer besser erkennen – die Sichtweise einer klinischen Psychologin

Nicht immer nur mit dem Thema Tod verbunden

Köpfe von Statuen von Mann und Frau aus grauem Stein, traurig nach unten blickend

Wenn das Wort „Trauer“ gesagt wird, denken viele Menschen sofort an den Tod. Menschen trauern um Familienangehörige und Freunde, die verstorben sind. Aber was ist mit all den anderen kleinen Dingen im Leben, um die wir trauern, die nicht mit dem Tod verbunden sind? Die Autorin des hier beschriebenen Artikels aus dem Portal www.mindbodygreen.com, Sarah Regan, hat sich mit der klinischen Psychologin Dr. Nicole Beurkens über diese Frage unterhalten.

Beurkens meint, uns das alleinige Nachdenken über Trauer im Zusammenhang mit dem Tod davon abhält andere Verluste zu betrauern. Sie erklärt, dass wir jede Art von Verlust betrauern können, vom Verlust eines Arbeitsplatzes über den Verlust einer Beziehung bis hin zum Verlust einer früheren Version von uns selbst, während man in die nächste Entwicklung oder das nächste Kapitel des Lebens hineinwächst. Sie merkt an, dass auch Gefühle der Nostalgie unter den Begriff der Trauer fallen können.

Man kann sogar um eine Zukunft trauern, die man nie hatte, was man zum Beispiel nach einer Trennung erleben kann. Plötzlich wird die Zukunft, die Sie sich mit dieser Person ausgemalt hatten, nicht mehr stattfinden, obwohl sie geplant war. Und auch das ist ein Verlust, der Gefühle der Trauer hervorrufen kann.

Der erste Schritt, um mit den Gefühlen umzugehen, die ein Trauerprozess mit sich bringt, besteht darin, die Emotionen überhaupt erst einmal zu erkennen. Versuchen Sie das Gefühl im Zusammenhang mit einem Verlust in Ihrem Körper zu lokalisieren. Wie fühlt es sich tatsächlich an? Nicht intellektuell darüber nachdenken, sondern spüren Sie einfach das Gefühl.

Danach, so Beurkens, sollten Sie daran denken, dass Gefühle mit der Zeit kommen und gehen. Manchmal schrecken Menschen vor der Trauer zurück, weil sie sich zu schmerzhaft anfühlt. Vertrauen Sie darauf, dass Sie, wenn Sie sich jetzt mit Ihren Gefühlen auseinandersetzen, besser in der Lage sind, weiterzumachen. „Das ist einer der Punkte in der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), an denen wir mit den Menschen arbeiten, nämlich die Erkenntnis, dass Sie nicht Ihre Gefühle sind“, erklärt Beurkens und fügt hinzu: „Ihre Gefühle erleben Sie im Moment, aber sie definieren Sie nicht - und was Sie jetzt fühlen, ist nicht dasselbe, was Sie in einer Stunde oder in einer Woche fühlen werden.“

Mit diesem Verständnis können wir uns davon lösen, uns zu sehr mit unseren Gefühlen zu identifizieren. Denn wenn man sich zu sehr mit der Trauer beschäftigt oder nicht einmal die Tatsache anerkennt, dass man um etwas trauert, kann sich das auf die Art und Weise auswirken, wie man handelt, von der mentalen Landschaft bis hin zu den Verhaltensweisen, sagt Beurkens.

Trauer wird meist mit dem Tod eines Menschen in Verbindung gebracht. Dabei ist es so, dass wir häufiger um Dinge trauern als wir denken. Es hängt damit zusammen, dass wir uns ständig verändern und weiterentwickeln. Trauer kommt also häufiger vor als wir meinen  - und wenn wir sie als solche anerkennen, müssen wir uns nicht mit der Vergangenheit belasten und können unsere Gefühle mit mehr Mitgefühl für uns selbst durchleben.

Den Originalartikel finden Sie unter:

https://www.mindbodygreen.com/articles/what-we-get-wrong-about-grief-from-a-clinical-psychologist