"Warum hat er mich verlassen?"

Fünf Dinge, die trauernde Kinder nach dem Tod einer Bezugsperson wissen wollen

Kind mit gelber Jacke steht neben Frau in schwarzer Kleidung

Zahlreichen Menschen fällt es nicht immer leicht, über Tod und Trauer zu sprechen. Mit Kindern darüber zu sprechen, fällt ihnen häufig noch schwerer. Denn viele Erwachsene möchten Kinder vor den harten Realitäten schützen. Dies führt dazu, dass sie diese Themen oft ganz vermeiden.

Dabei trauern Kinder viel häufiger als die meisten Menschen annehmen. So zeigte eine Studie in Schottland, dass 62 Prozent der Kinder im Alter von zehn Jahren angaben, schon den Tod eines Familienmitglieds erlebt haben. Eine andere Studie aus den USA zeigte, dass 8 Prozent der Kinder und Jugendlichen bis zum Alter von 25 Jahren den Tod eines Geschwisterkindes beklagt haben.

Kinder haben viele Fragen zu Tod und Trauer. Das belegt eine vor kurzem veröffentlichte Studie, über die die Autorinnen Shelly Skinner und Lisa Cuddeford im hier beschriebenen Artikel im Portal https://theconversation.com berichten. Sowohl Skinner wie auch Cuddeford waren Teil des Forschungsteams. Das Team hat die Fragen zum Thema Trauer von mehr als 200 Kinder im Alter von fünf bis 12 Jahren analysiert. Alle Kinder hatten in den letzten vier Monaten bis fünf Jahren den Tod eines Elternteils, eines Geschwisterkindes oder eines anderen Familienmitglieds (zum Beispiel eines Onkels oder einer Großmutter) erlebt. Zu den Todesursachen gehörten Krebs, Autounfälle, Herzinfarkte, Suizid, Arbeitsunfälle, Drogenkonsum und Kinderkrankheiten. Die Fragen wurden im Rahmen des Lionheart Camp for Kids gesammelt, einem zweitägigen Camp zur Unterstützung trauernder Kinder, Jugendlicher und Familien in Westaustralien.

Die Studie zeigt, dass viele der Fragen der Kinder anspruchsvoll waren. Sie offenbarten Neugier auf verschiedene biologische, emotionale und existenzielle Konzepte und zeigten komplexe und vielschichtige Überlegungen zum Tod der Bezugsperson und dessen Auswirkungen auf ihr Leben. Die Fragen lassen sich in fünf Themenbereiche unterteilen.

1. Warum und wie Menschen sterben

An welchen Krankheiten kann ein Mensch sterben? Diese Art von Frage wurde am häufigsten gestellt. Sie bezogen sich vor allem auf die Ursachen und den Sterbensprozess. So wollten sie zum Beispiel wissen, wie und warum Herzinfarkte, Krebs, Selbstmord und Drogenkonsum auftreten.  Einige Kinder wollten auch wissen, wie und wann sie sterben würden.

2. Umgang mit Trauer

Diesbezügliche Fragen spiegeln die Bemühungen der Kinder wider, dem Tod und ihren nachfolgenden sozialen und emotionalen Erfahrungen einen Sinn zu geben. Sie versuchten, ihre Emotionen und Reaktionen zu verstehen, wie zum Beispiel Veränderungen im Schlafverhalten und körperliche Empfindungen. Sie stellten auch Fragen dazu, wie sie Unterstützung von Gleichaltrigen und Lehrern erhalten konnten.

3. Einflussnahme

Diese Fragen bezogen sich auf spezifische Technologien wie Herzschrittmacher und Behandlungen wie Medikamente, die zur Verhinderung des Todes und zur Unterstützung von Sterbenden eingesetzt werden. Einige Kinder wollten wissen, wie sie zukünftige Todesfälle in ihrer Familie verhindern können.

4. Der Sinn des Lebens und des Todes

Diese Fragen der Kinder bezogen sich auf existenzielle Fragen nach dem Sinn von Leben und Tod. Dazu gehörten auch Fragen darüber, warum manche Menschen so jung sterben, während andere viele Jahre leben.

5. Nach dem Tod

Die letzte Kategorie an Fragen bezogen sich auf die Zeit nach dem Tod. Viele Fragen betrafen Ziele nach dem Tod, zum Beispiel den Himmel, und die Möglichkeit der Reinkarnation.

Kinder wissen, dass Erwachsene nur ungern mit ihnen über den Tod sprechen. Doch wenn man sie vor Details abschirmt, kann das ihren Kummer und ihre Sorgen noch verstärken. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die den Tod eines nahestehenden Menschen erlebt haben, wissen wollen, wie sie mit schwierigen Gefühlen umgehen können. Außerdem benötigen sie Unterstützung und Bestätigung durch ihnen nahestehende Personen. Sie brauchen Erwachsene in ihrem Umfeld, die sie ermutigen, Fragen zu stellen, und die ihnen dann zuhören und antworten. Und Erwachsene sollten versuchen, Gelegenheiten zu finden, um mit Kindern, ob sie nun trauern oder nicht, ein Gespräch über Tod und Trauer zu beginnen.

Den Originalartikel finden Sie unter:

https://theconversation.com/why-did-he-leve-me-5-things-grieving-children-want-to-know-about-the-death-of-a-loved-one-215881